November

ER: Du siehst hübsch, aber traurig aus.
SIE: Wieso bemerkst du das gerade heute?
ER: Vielleicht geht es mir ähnlich. Sieht man mir auch was an?
SIE: Na ja, über „hübsch“ will ich mich nicht äußern, und Dein Grinsen überdeckt alles.
ER: Mir ist irgendwie nach menschlicher Nähe.
SIE: Meinst Du weibliche?
ER: Können wir nicht 5 Minuten rausgehen und knutschen?
SIE: Bei der Kälte?
ER: Es wird uns schon warm werden, und es besteht keine Gefahr, dass wir uns ausziehen.
SIE: Also schlafen willst du nicht mit mir?
ER: Nein, ich bin zu traurig.
SIE: Meinst Du, es ist gut, wenn zwei Traurige in der Kälte schmusen?
ER: Auf jeden Fall! Weil ich glaube, dass bei Dir der Anlass der gleiche ist wie bei mir.
SIE: Du liebst jemanden, aber es ist hoffnungslos?
ER: Hoffnung? Was ist das?
SIE: Meiner lebt in Hamburg, ist verheiratet und hat zwei Kinder.
ER: Meine hat keine Kinder, aber sie ist hübsch und jetzt vielleicht auch gerade traurig.
SIE: Meinst Du, die würden jemals mit ihren Partnern auf einen Parkplatz zum Knutschen gehen?
ER: Sie befürchten eher, dass wir es tun.
SIE: Geschieht ihnen recht, wenn sie nicht aus ihrem Alltagstrott ausbrechen können.
ER: Reden wir über die ganz große Liebe?
SIE: Er ist so weit weg und kommt nur alle paar Monate.
ER: Wenn wir jetzt schmusen gehen, würden wir es jeden Tag tun wollen.
SIE: Wir müssten es im Dunkeln tun und uns vorstellen, es wären unsere Liebsten.
ER: Folge mir auffällig!
SIE: Hast du jemals geglaubt, ich würde es wirklich machen?
ER: Ich habe dich nur angesprochen, weil du heute so traurig aussiehst.
SIE: Und hübsch!
ER: Zweifelsohne, ganz schön knackig.
SIE: Danke gleichfalls, du trauriger Philosoph der Parkplätze.
ER: Schön, dass du keinen Namen hast.
SIE: Also gehen wir endlich?
ER: Hast du Kinder?
SIE: Ich glaube, du bist hübsch.
ER: Weil ich keine Zukunft habe.
SIE: Tschüss, vielleicht treffen wir uns mal wieder auf irgendeinem Parkplatz.
ER: Dann wird aber geknutscht!

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