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Die folgende Geschichte wurde von ROLF VALERIUS während eines Portugal-Urlaubs geschrieben. Unter dem Einfluss diverser Spirituosen hat er einige Erlebnisse zusammengefasst und am letzten Urlaubstag vorgetragen.


Rast am Sambesi

Schwer atmend schwitzten wir uns durch den undurchdringlichen Mangrovensumpf. Der Reiseleiter, Sir Rinho Durchdringho, hatte uns gewarnt, doch wir wollten nicht hören. Ein hungriges Krokodil folgte uns seit Stunden, kaum einen Meter hinter mir, den Rachen zum Himmel hin aufgerissen. Zuerst war ich über den schaukelnden Gang und das Geräusch des ständig ins Leere schnappenden Gebisses irritiert, doch schon bald mochte ich die Melodie der mahlenden Zähne nicht mehr missen.

Sir Durchdringho schüttete sich gerade eine Flasche Veltins über den Sombrero, als der Dschungel aufbrach und freigab den Blick. Und siehe, da ward die Lagune am Sambesi. Die Reiseleitung schlug vor, das Krokodil zu grillen, doch ich gab zu bedenken, dass der Verzehr von Leder zu einer Lederzirrhose führen könnte. Nach kurzem Zögern willigte er ein und sprach mit lauter Stimme: “Oh, ihr Fluten des Sambesi, gebt mir deutschen Kartoffelsalat zu trinken!“ Doch der Sambesi schwieg!

Und plötzlich, noch während der Sambesi schwieg, und kurz nachdem Sir Durchdringho von Nostradamus berichtete, nach dessen Prophezeiung das „Zeitalter des Darmsturzes“ unmittelbar bevorstand, ließ mich ein knirschendes Geräusch zusammenzucken. Und so exactemente wie ich erzuckte, wurde ich gewahr, wie das Krokodil gerade genüsslich an meinem ledrigen Ersatzhoden knabberte, den ich auf langen und mühsamen Reisen nicht mehr missen möchte. Der Genuss musste über alle Maßen köstlich sein, denn die Augen des Krokodils traten weit und gierig aus ihren Höhlen hervor. Man konnte nicht anders, als zu sagen: „Das Krokodil glotzte mit glasigen Glubschaugen und schien von der Mahlzeit in einen Zustand der Entrückung geraten zu sein“.

„Das Tier guckt wie du nach deinem 5. Medronho“, lästerte der Reiseleiter. „Du hast gut lachen“, wollte ich erwidern, „du hast ja den nachwachsenden Hoden von Neckermann dabei.“ Doch bevor die erste Silbe über meine Zunge kam, bog ein Floß um die Biegung des Flusses mit laut schreienden Eingeborenen, in einem großen Kochtopf steckend. Da erhob sich der Reiseleiter ächzend, trat ans Ufer und schrie: „Oh Herr, du führst uns aus dem Tal des Todes und nun sättigst du uns auch noch!“

Da sprach das Krokodil: „Se Deus que ser!“°

°(portugiesisch in etwa: „So Gott will“)

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